Brief des Vorstandsvorsitzenden
Herzlich Willkommen zu unserem Geschäftsbericht 2024.
Trotz Gegenwinds haben wir unsere Ziele dank der hohen Bereitschaft unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreicht und erneut ein Rekordhoch unserer maßgeblichen Ergebnisgröße „EBITDA“ von 1.302 Millionen Euro erwirtschaftet. Dabei hat nicht nur unser Heimatstandort Frankfurt, sondern auch unser internationales Portfolio einen wesentlichen Beitrag geleistet.
Lassen Sie uns differenzierter auf das Jahr 2024 zurückblicken: Während wir in Frankfurt zu Jahresbeginn noch ein starkes Passagierwachstum von über 10 Prozent verzeichneten, schwächte sich die Erholungsdynamik über das Jahr hinweg deutlich ab. Im Durchschnitt des Jahres betrug das Wachstum 3,7 Prozent. Diese Entwicklung ist insbesondere auf die hohen staatlich regulierten Standortkosten in Deutschland zurückzuführen– Stichwort: „Luftverkehrsteuer“. Zum anderen spielen auch Lieferverzögerungen von Flugzeugen sowie anhaltende geopolitische Krisen, wie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und der Nahostkonflikt, eine bedeutende Rolle.
Erfreulicherweise zeigten unsere internationalen Beteiligungsflughäfen ein weitgehend anderes Bild, mit sehr dynamischen Wachstumsraten. Besonders stark entwickelten sich die Beteiligungen in Griechenland, Lima und in Antalya. Dies führte auch dazu, dass unser internationales Flughafen-Portfolio insgesamt ein Passagierniveau aufwies, das über dem Rekordwert des Vorkrisenjahres 2019 lag. Ein toller Erfolg der Teams vor Ort, auf dem wir weiter aufbauen werden.
Mit Blick auf unsere großen Ausbauprojekte war 2024 ein erfolgreiches Jahr. Wir haben große Fortschritte verzeichnet und wichtige Meilensteine erreicht. So wurde am Standort Frankfurt bereits der zweite von drei Flugsteigen des neuen Terminal 3 behördlich abgenommen. Auch in Lima und Antalya wurden große Teile der Arbeiten an den Terminals abgeschlossen. Betroffen waren wir indes von den starken Überflutungen im Süden Brasiliens im Mai 2024, die menschliches Leid und die Schließung unseres Flughafens in Porto Alegre verursacht haben. Große Teile der Infrastruktur wurden massiv beschädigt. Dennoch konnte der Flughafen im Oktober wieder für Inlandsflüge und im Dezember für internationale Flüge geöffnet werden. Dass dieser Kraftakt in so kurzer Zeit möglich war, ist allen Helferinnen und Helfern, dem gesamten Flughafen-Team und den zuständigen Behörden vor Ort zu verdanken.
Auch in Sachen Nachhaltigkeit sind wir konsequent vorangegangen und haben mit dem Bau der 2,8 Kilometer langen Photovoltaik-Anlage entlang der Startbahn West in Frankfurt begonnen. Bis zum Jahresende 2024 konnten wir bereits 12.000 Module mit einer Leistung von 5,5 MW fertigstellen. Mit unserer neuen Strategie „Fraport.2030“, auf die wir im Lagebericht näher eingehen, behalten wir die Maßnahmen im Bereich der Nachhaltigkeit weiter fest im Blick.
Neben operativen und finanziellen Zielen enthält Fraport.2030 mit „Top-Arbeitgeber“ und „Wachstum & Nachhaltigkeit“ gleich zwei wesentliche Nachhaltigkeitsziele, allen voran den Klimaschutz als zentralen Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Unser bisheriges Ziel haben wir 2024 erweitert: Bis 2045 verpflichtet sich der Fraport-Konzern, an allen vollkonsolidierten Standorten innerhalb der Scopes 1 und 2 den Status Net Zero zu erreichen. Unter die Betrachtung fallen ab sofort nicht mehr nur CO2, sondern alle klimarelevanten Treibhausgase. Diese neue Zielsetzung ist im Einklang mit der neuen europäischen Nachhaltigkeitsberichtsverordnung (CSRD).
Operativ haben wir kurz vor Jahresende die Verhandlungen mit unseren Airline-Kunden in Frankfurt über einen Mehrjahresvertrag zur Entwicklung der Flughafenentgelte abgeschlossen. Für die vertrauensvolle Zusammenarbeit möchte ich mich an dieser Stelle auch bei unseren Kunden bedanken. Mit dem neuen Vertrag werden die für uns relevanten Entgelte im Segment Aviation über die nächsten vier Jahre um insgesamt etwa 17 % oder im Schnitt um rund 4 % pro Jahr steigen. Dies bringt den Fluggesellschaften und uns Planungssicherheit für die kommenden Jahre.
An dieser Stelle möchte ich mit Ihnen gemeinsam auf das blicken, was uns in 2025 und darüber hinaus erwartet. Mit unserer zentralen Lage in Deutschland und Europa, unserer starken Stellung im Cargo-Geschäft, dem gut funktionierenden Hub-Produkt und dem Kapazitätsausbau durch Terminal 3 sind wir im Wettbewerb gut aufgestellt – wenngleich die regulatorischen Vorgaben in Deutschland herausfordernd sind. Frankfurt wird weiter Deutschlands Tor zur Welt und international eines der bedeutendsten Luftverkehrsdrehkreuze bleiben, daran werden wir alles setzen. Mit unserer internationalen Diversifikation sind wir über die Grenzen von Frankfurt als Konzern gut aufgestellt. Die weltweiten Beteiligungsflughäfen bieten uns, nach Abschluss der wesentlichen Bautätigkeiten, Wachstumspotenziale über Jahre. Mittlerweile resultiert bereits etwa die Hälfte unseres Netto-Ergebnisses aus den Aktivitäten außerhalb von Frankfurt.
Im Jahr 2025 stehen äußerst wichtige Meilensteine an. Allen voran werden wir die wesentlichen Ausbauprojekte über die Ziellinie bringen. Dies gilt sowohl für das neue Midfield-Terminal in Lima als auch für die zusätzlichen Kapazitäten in Antalya. Anschließend steht die bauliche Fertigstellung unseres Großprojekts in Frankfurt an. Damit bleiben wir auf Kurs, das Terminal 3 nach Ostern 2026 in Betrieb zu nehmen.
Auf der anderen Seite erwarten wir in Frankfurt, aufgrund anhaltender Lieferverzögerungen bei den Flugzeugherstellern, die insbesondere unseren Hauptkunden Lufthansa treffen, in diesem Jahr nur ein moderates Verkehrswachstum. Deshalb konzentrieren wir uns auch darauf, noch effizienter zu arbeiten, die Digitalisierung voranzutreiben und letztlich die Produktivität zu steigern und Kosten zu sparen. Nur so lässt sich langfristig finanzielles Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit gewährleisten.

Unsere Erwartungen für 2025 zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind. Im Bereich des EBITDA erwarten wir ein moderates Wachstum im einstelligen Prozentbereich. Steigende Zinskosten, höhere Abschreibungen und vor allem der Wegfall des positiven Einmalertrags aus dem Verkauf der Beteiligung in St. Petersburg führen zu einer gemäßigteren Entwicklung des Konzern-Ergebnisses. In Abhängigkeit der operativen Entwicklung erwarten wir dieses auf dem Niveau von 2024 beziehungsweise darunter. Demgegenüber führt der Abschluss der großen Investitionsmaßnahmen zu einer deutlichen Verbesserung unseres Free Cash Flow in 2025. Nach Jahren des negativen Cash Flow erwarten wir diese unter dem Niveau von 2024. Für die Folgejahre erwarten wir dann den „Turnaround“ hin zu einem klar positiven Free Cash Flow.
Aufgrund der weiterhin hohen Konzern-Verschuldung haben Aufsichtsrat und Vorstand entschieden, der Hauptversammlung 2025 erneut keine Dividende vorzuschlagen und den Bilanzgewinn stattdessen in die Gewinnrücklagen und damit die Stärkung unserer Eigenkapitalbasis einzustellen.
Verehrte Aktionärinnen und Aktionäre, ich freue mich, Sie nach der gelungenen Präsenzveranstaltung im vergangenen Jahr auch in diesem Jahr zu unserer Hauptversammlung am 27. Mai 2025 im Sheraton Hotel am Flughafen Frankfurt begrüßen zu können. Die offizielle Einladung erhalten Sie im April.
Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen und freue mich, mit Ihnen gemeinsam, in eine erfolgreiche Zukunft zu blicken.
Ihr Stefan Schulte